Begegnung🎒 mit Daniela Bellmont – eine Frau der ersten Stunde der Integration
- Florence Bernhard
- vor 3 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Bild: Kommunikationstafel auf dem Schulhof der Schule für Kinder und Jugendliche mit Körper- und Mehrfachbehinderungen, SKB Zürich
Auf meiner inklusiven Lernreise begegne ich immer wieder Menschen, die Schule und Bildung auf ganz besondere Weise geprägt haben. Menschen, die früh begonnen haben, Wege zu gehen, auf denen viele von uns heute weiterlaufen dürfen.Eine dieser Persönlichkeiten ist Daniela Bellmont – eine Frau, die die Geschichte der Integration im Kanton Zürich seit ihren Anfängen mitschreibt.
Integration als Haltung – nicht als Projekt
Als Daniela Bellmont vor über zwanzig Jahren im Volksschulamt Zürich (VSA) begann, war Integration noch kein selbstverständlicher Bestandteil der Bildungslandschaft. Sie erzählt von Widerständen, Umstrukturierungen, und von der Überzeugung, dass jedes Kind – unabhängig von seinen Voraussetzungen – das Recht auf Teilhabe hat.
Sie war dabei, als aus dem ISF das IF wurde, als das Denken in Förderlogiken durch eine ICF-orientierte Sichtweise abgelöst wurde, und als SSG-Gespräche zu einem zentralen Instrument gemeinsamer Verantwortung wurden.
Danielas Haltung war stets klar:
„Man kann nicht am Kind schrauben – man muss das rundherum in Bewegung.“
Integration bedeutet für sie nicht, dass sich das Kind an ein System anpasst, sondern dass das System sich so entwickelt, dass es Vielfalt ermöglichen kann.
Übergänge gestalten – Integration endet nicht an der Schultür
Nach über zwölf Jahren im VSA zog es Daniela zurück in die Praxis. Sie wollte Integration dort gestalten, wo sie gelebt wird – im Kontakt mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Teams.An der Schule Viventa15plus der Stadt Zürich baute sie zusammen mit einem engagierten und Team ein einzigartiges Modell auf, das Jugendliche mit besonderem Förderbedarf beim Übergang ins Erwachsenenleben unterstützt.
Ein Tag pro Woche war den Arbeitseinsätzen in Institutionen und Betrieben gewidmet. Ziel war es, nicht nur Fähigkeiten zu fördern, sondern Perspektiven zu eröffnen.Besonders wichtig war Daniela der Einbezug der Eltern – sie sollten sehen, welche Wege und Möglichkeiten es gibt. Oft war diese Begleitung auch eine Entlastung: Orientierung geben in einer Phase, die viele Familien als herausfordernd erleben.
Diese Arbeit zeigt, dass Integration weit über den schulischen Rahmen hinausgeht. Sie ist ein gesellschaftliches Anliegen, das nur gelingt, wenn Schule, Eltern, Betriebe und Institutionen zusammenwirken.
Zusammenarbeit als Schlüssel
Ob in der Schule Viventa15plus, in der HPS der Stiftung Balm oder in der Leitung der Viventa15plus – Daniela Bellmont hat immer auf Teamarbeit und Kooperation gesetzt.Sie führte klare Zusammenarbeitsvereinbarungen ein, in denen Teams regelmässig reflektierten, wie sie kommunizieren, Krisen meistern und Verantwortung teilen.
Heilpädagog:innen sieht sie dabei als Schlüsselpersonen, die zusammen mit dem Klassenteam (Sozialpädagog:innen, pädagogischen Mitarbeitenden und Praktikant:innen) Brücken bauen – zwischen Lehrpersonen, Eltern, Fachstellen und Kindern.Sie verändern nicht das Kind, sondern die Rahmenbedingungen, damit Lernen für alle möglich wird.
Blick auf heute – und auf das, was bleibt
Wenn Daniela Bellmont über die aktuelle Förderklassen-Initiative spricht, spürt man ihre Betroffenheit.„Es tut weh“, sagt sie, „weil wir so weit gekommen sind – und jetzt wieder die Tür zur Separation aufgestossen wird.“Für sie ist klar: Mehr Ressourcen allein genügen nicht. Es braucht Haltung, Zusammenarbeit und das Vertrauen, dass Vielfalt Schule stärker macht.
Das PFZ der Stadt Zürich nennt sie als positives Beispiel: ein Ort, an dem Kooperation, Prävention und gemeinsame Verantwortung sichtbar werden.
Weiterreisen, weiterlernen
Ich verlasse das Gespräch mit dem Gefühl, einer Pionierin begegnet zu sein. Einer Frau, die nicht nur Strukturen aufgebaut, sondern Wege geebnet hat – für Kinder, Jugendliche, Teams und Eltern.Ihre Lebensgeschichte zeigt: Integration ist kein Zustand, sondern ein Weg.
Danke, liebe Daniela, für deine Zeit, den Austausch und deine Inspirationen!
Meine #InklusiveLernreise🎒 geht weiter – mit jeder Station wächst mein Verständnis und mein Wissen dafür, was gelebte Teilhabe bedeutet.
Kommentare